Berichte

 






Ju-Sports Oberdürrbach Devils


Kodokan Norderstedt


JC Arashi Sindelfingen


BSV Leese






Devils wieder Deutscher Meister 2011/2012
Bericht vom 14.02.2012

Zweite Bundesliga-Saison, zweite Meisterschaft für die Ju-Sports Oberdürrbach Devils! Auch in der zweiten Saison der noch jungen Ju-Jutsu-Bundesliga zeigten die Oberdürrbacher Ju-Jutsuka am Ende deutlich, wer das beste Team in Deutschland stellt. Nach dem zweiten Platz in der Vorrunde nicht unbedingt als Favorit auf den Titel gehandelt, ließen unsere Teufelskerle und -mädels in der heimischen Dürrbachtalhalle ihre Fans nicht im Stich und holten den Wanderpokal des DJJV für ein weiteres Jahr nach Oberdürrbach.


Nach Begrüßung der Aktiven, der Zuschauer und der zahlreich erschienenen Offiziellen des DJJV durch DJJV-Präsident Roland Köhler und den zweiten Vorsitzenden des SVO Uwe Paul erhielten die Besucher in der vollbesetzten DTH erstmal eine Einführung in das Wettkampfgeschehen. Ex-Weltmeister und Landestrainer Wolfi Heindel kommentierte einen Demo-Kampf und erläuterte so anschaulich das Regelwerk. Eine tolle Idee, die schon beim letzten Bundesliga-Heimkampf auf große Resonanz gestoßen war.

So gerüstet konnte es für die rund 300 Zuschauer auch gleich mit dem ersten Halbfinale losgehen.
Der JC Arashi Sindelfingen traf als Tabellenerster der Gruppe Süd auf den Zweiten der Gruppe Nord Kodokan Norderstedt. Mit 24 Einzelsiegen in der Vorrunde gingen die Sindelfinger als leichter Favorit in den Titelkampf.
Daß sie dieser Rolle am Ende nicht gerecht werden konnten, war in erster Linie tragischen Umständen zuzuschreiben. Durch einen plötzlichen Todesfall konnten die Schwaben kein Duo stellen, zudem erkrankte auch noch Vize-Weltmeister Alex Reichert und konnte nicht starten. Es spricht für die sportliche Einstellung des Arashi, sich unter diesen Umständen trotzdem der Konkurrenz zu stellen.
Leider stand dann auch das Glück nicht auf der Seite der Gebeutelten. Lediglich Juniorenweltmeisterin Heidi Diedering konnte ihren Kampf gegen Aukje Sich mit technischer Überlegenheit gewinnen (bis 62 kg). Alle anderen Vergleiche gingen zu Gunsten des Kodokan aus, der mit einem 5:1 Sieg ins Finale einzog.

Knisternde Spannung lag in der Luft, als die Dürrbach Devils zum zweiten Halbfinale gegen den BSV Leese (Lemgo) traditionell ihr „Höllenloch“ verließen.
Mit einem Paukenschlag eröffnete Andreas Knebl dann auch das Match.
Bis 69 kg lieferte Andi gegen Andrej Tierbach eine sehenswerte Vorstellung ab. Innerhalb kürzester Zeit überfuhr er den mehrfachen Deutschen Meister regelrecht. Mit blitzsauberen schnellen Techniken holte Andi Ippons in allen drei Parts und beendete den Kampf somit vorzeitig.
Christian Bold wollte es ihm bis 77 kg gleichtun. Ebenfalls mit schnellen Atemis ging er mit zwei Ippons in Führung. In Part 2 zeigte sich jedoch, daß der erfahrene Judoka Julian Giebel eine Nummer zu groß sein würde. Bei seinen Versuchen, den Wurftechniken Giebels auszuweichen und gleichzeitig mit Faust- und Fußstößen zu kontern, kassierte Christian zwei etwas zweifelhafte Bestrafungen (Chui) und verlor den Kampf mit Hansokumake.
Dies sollte aber die einzige Niederlage gegen die Ostwestfalen bleiben:
Sowohl Georg Knebl gegen Kai Pietsch (bis 94 kg), wie auch Carina Neupert gegen Christina Tierbach (bis 62 kg) lösten ihre Aufgabe mit einem vorzeitigen Sieg souverän. Kampflos siegte Andrea Pflefka bis 70 kg, weil ihre Gegnerin nicht antrat. Deutlich auch das Ergebnis im Duo. Unsere Vizeweltmeister im Mixed-Duo Domi Zagorski und Tom Ismer deklassierten die Lemgoer Valentine Gallwas und Tobias Dick mit 93,5:85,0.
Mit einem 5:1 Sieg ging es somit in die Titelverteidigung.

Ein Trostpflaster gab es anschließend für den JC Arashi Sindelfingen beim Fight um den dritten Platz gegen den BSV Leese.
Lediglich Fabien Venon aus dem französischen Nationalkader mußte sich dem starken Andrej Tierbach bis 69 kg knapp geschlagen geben. Max Ryssel (bis 77 kg), Florens Goldbeck (bis 94 kg) und Romy Korn (bis 70 kg) bezwangen ihre Gegner z.T. recht deutlich. Heidi Diedering siegte bis 62 kg kampflos. Nachdem der Arashi wie erwähnt kein Duo stellen konnte, hieß es am Ende 4:2 für die Württemberger.

Jetzt erreichte die Stimmung in der Halle langsam den Höhepunkt.
Oberdürrbach Devils gegen Kodokan Norderstedt hieß das Finale.
Gleich der erste Fight sollte Blutdruck und Emotionen bei Zuschauern wie Aktiven in den roten Bereich befördern.
Bis 69 kg traf Andreas Knebl auf den deutschen Vize-Meister Axel Walter. Andi hielt Axel mit harten und schnellen Atemi-Kombinationen auf Distanz, um dem langjährigen Judoka keine Gelegenheit zu seinen gefürchteten Wurf- und Haltetechniken zu geben. Dies nervte den Holsteiner sichtlich, der seinen Unmut deutlich hörbar kundtat und dafür eine Bestrafung (Chui) erhielt.
Keine 30 Sekunden später erhielt Axel eine weitere Chui, offenbar wegen einer unkontrollierten Aktion. Welcher Art blieb allerdings das Geheimnis der Kampfrichter. Der Kampf war damit für den Norderstedter vorzeitig beendet.

Dürrbachs Nachwuchshoffnung Johannes Aumüller, normalerweise eine Gewichtsklasse tiefer aktiv, hatte bis 77 kg mit dem dänischen Nationalkämpfer Danny Mathiasen eine fast unlösbare Aufgabe. Johannes hatte also nichts zu verlieren und setzte von Beginn an auf Angriff. Er kam sehr gut in den Kampf, konterte einen Fußtritt des Dänen mit einem gelungenen Ausheber und ging dank präziser Atemikombinationen und zwei Ippons schnell in Führung. Der erfahrene Norderstedter stellte sich aber zunehmend besser auf Johannes´ Taktik ein und drehte das Ergebnis. Gegen seine robusten Wurf- und Hebeltechniken fand der Dürrbacher letztlich kein Mittel und verlor wegen technischer Überlegenheit von Mathiasen vorzeitig.

In der letzten Männerrunde bis 94 kg sollten die Emotionen dann nochmal richtig hochkochen.
Der amtierende Vize-Weltmeister im Ne-Waza Wolfi Heindel hatte mit dem jungen Oliver v. Schwerin einen zumindest körperlich mehr als ebenbürtigen Gegner. Wolfi versuchte von Anfang an den norddeutschen Meister möglichst schnell in Bodenlage zu bringen, wo er seine Stärken im Bodenkampf voll ausspielen kann. Dies gelang auch hervorragend. Oliver wehrte sich zwar tapfer, konnte aber daraus keinen zählbaren Profit schlagen. Die Punkte machte Wolfi. Kurz vor Ende der Kampfzeit stand es 5:1 für den Dürrbacher, der fortan versuchte, das Ergebnis zu halten.
Wegen Passivität kassierte er daraufhin noch zwei Strafen (Shido), was aber am Sieg für die Devils mit 5:3 nichts mehr änderte.
Norderstedts Trainer Stefan Jacobs vermieste nicht zuletzt dieses Match etwas die Stimmung. „Ich bin mit der Vize-Meisterschaft hoch zufrieden. Schließlich sind wir hier nicht als Favorit angereist. Ich hätte mir nur gewünscht, daß wir das Finale wenigstens auf faire Art verloren hätten. Erst die für mich nicht nachvollziehbere Bestrafung und Disqualifikation von Axel und andererseits das Verhalten von Wolfi Heindel, das nicht entsprechend geahndet wurde. Allerdings hätte das am Ergebnis auch nichts geändert. Ausdrücklicher Dank an den SV Oberdürrbach für die tolle Ausrichtung“, kommentierte er später den Wettkampf.

Bei den Damen wurden Andrea Pflefka (bis 62 kg) als auch unsere Weltmeisterin Carina Neupert (bis 70 kg) ihrer Favoritenrolle gerecht.
Andrea ging dank einer Serie schneller Fauststöße gegen Aukje Sich deutlich in Führung. Der Holsteinerin gelang zwar am Ende noch ein Haltegriff gegen die Dürrbacherin, doch deren Vorsprung war mit 12:5 am Ende deutlich.
Carina begann gegen die dänische Junioren-Weltmeisterin Sabina Mathiasen – eine „echte“ 70 kg-Athletin –zunächst recht vorsichtig. Nachdem sie aber in Part 2 und Part 3 ihre überlegene Technik und Erfahrung aussspielen konnte, hatte sie bald einen bequemen Punktevorsprung. Wie es einer Weltmeisterin gebührt, holte Carina mit ihrem 15:5 Sieg den entscheidenden Siegpunkt für Oberdürrbach und machte die Titelverteidigung perfekt.

Wie im Halbfinale war der Auftritt unseres Duos nunmehr reine Kür.
Von der Siegeseuphorie erfaßt, die sich mittlerweile in der Halle ausgebreitet hatte, ließen sich Domi und Tom zusätzlich motivieren und zeigten zum würdigen Abschluß dieses Meisterschaftsfinales eine nahezu perfekte Vorstellung, die ihnen einen überlegenen Sieg gegen Jasmin Binder / Phil Kimtis einbrachte (93,0:80,5).

Mit 5:1 fiel das Endergebnis schließlich deutlicher aus, als es nach dem Kampfverlauf zu erwarten gewesen wäre.
So strahlte Devils-Teamchef Jörn Meiners in die Kameras der zahlreich erschienenen Presse: „Ich bin sehr zufrieden. Unser Konzept ist heute voll aufgegangen. Der eine oder andere Kampf kann immer mal schief gehen, aber heute ist es für uns optimal gelaufen.“

Jörn bestätigte damit den Eindruck, daß auf höchster nationaler Ebene das Leistungsgefüge inzwischen sehr dicht ist. Die technischen und konditionellen Unterschiede beim Fighting sind meist nur marginal. Über Sieg oder Niederlage entscheidet immer öfter die bessere Taktik und ein wenig Glück.

Im angegliederten Jugendzentrum wurde anschließend bei warmem Buffet und kühlen Getränken bis nach Mitternacht mit allen Teams gemeinsam gefeiert.

Vielen Dank an dieser Stelle auch an alle Sponsoren und ehrenamtlichen Helfer des SVO, ohne deren Engagement dieses denkwürdige Meisterschaftsfinale so nicht hätte stattfinden können.



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